1) – Derzeit (2018) beginnt voraussichtlich wieder ein längeres Sonnenflecken- Minimum. Im “Maunder-Minimum” 1645-1715 führte eine längere schwache Sonnen-Aktivität, zusammen mit Vulkan-Ausbrüchen, zu einer globalen Klima- Veränderung (Kleine Eiszeit). Es kam zu sehr kalten Wintern und kühlen, nassen Sommern, mit Miss-Ernten und verheerenden Hungers-Nöten und Epidemien.
2) – Die Sonnenflecken-Zyklen zeichnen sich ab in der Rotationsdauer der Erde. Zur Zeit dreht sich die Erde etwas langsamer. Das kann nach neuer Forschung sehr bald zu schweren Erdbeben führen: [1] “Die abnehmende Geschwindigkeit der Erde hat fatale Folgen. Das haben zwei US-Forscher herausgefunden. Roger Bilham von der Universität Colorado und Rebecca von der Uni Montana sagen, dass schon die kleinste Verlangsamung der Rotations-Geschwindigkeit schwere Erdbeben auslösen kann”. – Die beiden haben seismografische Messungen seit 1900 ausgewertet und überprüft. Immer wenn die Geschwindigkeit der Rotation abgenommen hat, nahm die Erdbebenaktivität innerhalb von fünf bis sechs Jahren zu. Die letzte Verlangsamungsphase begann vor fünf Jahren (etwa ab 2013).
3) – Auch das Klima-Phänomen “El Niño / La Niña” hängt nach neuer Forschung mit den Sonnenflecken-Zyklen zusammen. [6] Damit können nun einige der langen Dürre-Perioden in der Menschheits-Geschichte erklärt werden. Vielleicht führt das nun begonnene längere Sonnenflecken-Minimum über Beeinflussung der Meeres- Strömungen wieder zu ungewöhnlichen Dürren und Hungersnöten?
Wann erwarten wir die erste Mega-Katastrophe?
Der Begriff “Mega-Katastrophe“ soll hier verwendet werden für Ereignisse, bei denen die Zahl der Todesopfer in die Millionen geht. Die Menschheit muss wohl schon innerhab der nächsten zehn Jahren mit einem solchen Ereignis rechnen. Sind wir darauf vorbereitet? Grosse Katastrophen haben die Menschheits-Geschichte schon oft entscheidend beeinflusst. Vielleicht ereignen sich starke Erdbeben oder grosse Vulkan-Ausbrüche im nun erwarteten längeren Sonnenflecken-Minimum? Der dabei nach Vermutung des Verfassers einwirkende Mechanismus ist in [2] beschrieben. Es geht aber nicht nur um Natur-Katastrophen, sondern auch um von Menschen verursachte Umwelt-Katastrophen. Im nachfolgenden werden die entsprechenden Risiken in Asien beleuchtet. Dabei kann sich die erste Mega- Katastrophe aber durchaus in einem anderen Erdteil ereignen. Kriege, Terror-Akte und Wirtschaftskrisen sollen in dieser Betrachtung ausgeschlossen sein.
1. Erdbeben
Die nun festgestellte Verlangsamung der Erd-Rotation wird also in den nächsten Jahren möglicherweise eine Reihe schwerer Erdbeben auslösen. [1] Das bisher tödlichste Erdbeben ereignete sich in Shaanxi, China, 1556. Es hatte die Stärke 8,0 und forderte etwa 830.000 Tote. Das waren 60 % der dortigen damaligen Bevölkerung. (Wikipedia) 1976 ereignete sich ein Erdbeben der Stärke 7,5 nahe der Stadt Tangshan in China, wobei die Zahl der Toten auf 650.000 geschätzt wurde, wiederum 60 % der Einwohner. Am 12. Januar 2010 gab es ein weiteres tödliches Erdbeben der Stärke 7,0 in Haiti, nahe der Hauptstadt Port-au-Prince. Das Beben forderte 316.000 Todesopfer, ungefähr 25 % der Bewohner der Region.
In Asien gibt es jetzt 17 Mega-Städte mit über 15 Millionen Einwohnern, also der 10-15 fachen Einwohnerzahl von Port-au-Prince, Shaanxi und Tangshan damals. Muss man bei einem starken Beben nahe einer der neuen Mega-Städte nicht mit zehn mal mehr Toten rechnen als bei den historischen Beben? Die neuen Mega- Städte liegen, wie die genannten, relativ nahe zum pazifischen “Feuerring“ mit seinen 452 aktiven Vulkanen. Nahe diesem “Feuerring” ereignen sich auch 90 Prozent aller schweren Erdbeben weltweit.
Wie wird die Weltgemeinschaft auf ein Erdbeben mit Millionen Toten reagieren? Hier wird das Risiko beispielhaft beschrieben für das besonders dicht besiedelte Bangladesch und dessen Hauptstadt Dhaka. Damit ist aber nicht gesagt, dass die erste Mega-Erdbeben-Katastrophe dort zuerst erwartet werden muss. Sie kann sich in einem Nachbarland oder anderswo ereignen:
Die Stadt Dhaka hat nun 17 Millionen Einwohner, von denen etwa ein Viertel in Elendsvierteln leben. Die Stadt hat eine notorisch schlechte Bau-Substanz mit vielen Hochbauten und etwa 5000 Textil- und Leder-Fabriken. Im Schwemmland Bangladesch fehlt es an sauberem Sand und Kies für hochwertigen Beton und die Fundamente vieler Bauten sind auf Bohr-Pfählen errichtet. Dabei liegt die Stadt weniger als 100 km von der geologischen Bruchzone “Madhupur Fault“ entfernt, an der sich die indische Kontinental-Platte mit mehreren Zentimetern pro Jahr unter die burmesische Platte schiebt. An dieser Bruchzone ereignete sich weiter nördlich am 25. April 2015 in Nepal ein schweres Erdbeben der Stärke 7,8 mit 8000 Toten. Fachleute befürchten in naher Zukunft in Bangladesch ein Beben von vielleicht noch grösserer Stärke. [3] Dann stürzen nach internationaler Experten- Schätzung in Dhaka etwa 80.000 Gebäude ein, darunter viele Hochhäuser und Textil-Fabriken. Es ist abzusehen, dass die Zahl der Toten dann in die Millionen geht. In den letzten 150 Jahren gab es mindestens 5 Erdbeben solcher Stärke mit dem Epizentrum weniger als 500 km von Dhaka entfernt. Dabei wurde über die Hälfte dieser Beben in der Monsun-Zeit (Juni-September) ausgelöst, vermutlich aufgrund der Gewichts-Verlagerungen durch die gewaltigen Wasser-Massen, die dann aus dem Himalaya-Vorland abfließen. Bei diesen Beben kam es dadurch auch zu Tsunamis in den Flüssen, grosse Boote wurden weit an Land geworfen. [4] Unter heutigen Verhältnissen wird ein derartiger Tsunami Zigtausende zusätzlicher Todesopfer fordern, da sehr viele Menschen aus Platzmangel viel zu dicht am Fluss leben. Aufgrund von Boden-Absenkungen durch den zunehmenden Raubbau am Grundwasser sind dann wohl auch erhebliche Verlagerungen von Flussbetten zu befürchten. Das trifft dann Millionen Menschen und die gesamte Infrastruktur.
Wie kann die Welt-Gemeinschaft bei einer Mega-Katastrophe helfen? Wer wird die Millionen Toten bergen und wo begraben? Das ist ein bedrückendes Problem. Nach der Bhola-Flutkatastrophe 1960 in Bangladesch (damals Ost-Pakistan) mit 300-500 Tausend Toten verlangten die Tagelöhner horrendes Geld für die Beseitigung der Leichen und der Vieh-Kadaver. In der “Doji bara” (Schädel- Hungersnot) in Indien 1790-92 war die Zahl der Toten so groß, dass sie nicht beerdigt werden konnten. [5] Bei Völkermorden der jüngeren Geschichte (Ruanda 1994, bis eine Million Tote) wurden Zehntausende Leichen den Flüssen übergeben oder blieben am Straßenrand liegen. (Wikipedia). Sodann ergibt sich die alles überragende Frage: Wie können die Überlebenden in einer solchen Mega-Stadt weiter existieren, wenn nach einem Erdbeben die Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser ausfällt und die Entsorgung von Toiletten, Aborten und Abwasser nicht mehr funktioniert? Wird es dadurch nicht weitere Hunderttausende Tote geben? Paniken und Hunger-Revolten mit brutalen Gewalt-Ausbrüchen sind nicht nur in südlichen Ländern enorm gefürchtet. Wie verzweifelt Menschen ums eigene Überleben kämpfen, ist aus vielen Katastrophen bekannt, etwa in Dürre-Perioden, Wirbel-Stürmen, Sturm-Fluten und bei Vulkan-Ausbrüchen.
2. Vulkan-Ausbrüche
Erdbeben und Vulkan-Tätigkeit hängen eng zusammen. Damit sind in den nächsten Jahren, mit den aufgrund der Verlangsamung der Erd-Rotation vorausgesagten schweren Erdbeben, vielleicht auch vermehrte Vulkan-Ausbrüche zu erwarten.
Der Ausbruch des Island-Vulkans “Laki” (1783) wird verantwortlich gemacht für die folgenden kalten Sommer. Es kam zu Hungersnöten, die später Mit-Auslöser waren für die Französische Revolution (1789-1793). Im Jahr 1815 brach dann auf der Insel Sumbawa in Indonesien der Vulkan “Tambora” aus. Das war etwa mitten im “Dalton-Minimum” der Sonnenflecken-Zyklen. Die jahrelang um die Erde kreisende Asche und Gas-Wolke verursachte eine globale Abkühlung um 3°C mit Missernten und Hungersnöten. Das folgende Jahr 1816 wurde bekannt als das Jahr ohne Sommer. In Europa verhungerten etwa 200.000 Menschen. (Wikipedia) Die Not dieser Zeit verstärkte die Auswanderung von Deutschland nach Amerika und aus Großbritannien wanderten zwischen 1816 und 1818 etwa 100.000 Menschen aus in die USA. Nach dem Ausbruch des Vulkans “Krakatau” in Indonesien 1883 gab es vier kalte Winter mit Ernte-Ausfällen und Hungersnöten. Die Zahl der Todesopfer durch Flutwellen wurde offiziell mit 36.000 angegeben. Über die Zahl der Hunger-Toten durch Ernte-Ausfälle gibt es keine Schätzungen. In neuerer Zeit sank die globale Temperatur um 0,5 Grad ab nach dem Ausbruch des “Mount Pinatubo” in den Philippinen (1991). Das löste in den Folgejahren eine Erhöhung der Weltmarkt-Preise für Grund-Nahrungsmittel aus um bis zu 30 %. Es kam zu Hungersnöten in weiten Teilen Afrikas. Wird es nicht weltweite Hunger-Revolten geben, wenn nach den möglicherweise zu erwartenden Klima-Änderungen die Weltmarkt-Preise für Nahrungsmittel wieder um 30 % oder mehr steigen?
3. El Niño und La Niña
In der breiten Bevölkerung sind die Phänomene “El Niño“ und “La Niña“ weniger bekannt. Dabei handelt es sich um Änderungen der Meeres-Ströme im Pazifik. Diese führen oft zu grossflächigen Dürren oder zu starken Überschwemmungen anderswo. Auch bei “El Niño” und “La Niña” wird ein Zusammenhang vermutet zu den Sonnenflecken-Zyklen. [6] Ein starker “El Niño“ führte 1791-92 zur “Doji bara” (Schädel-Hungersnot) in Indien. Doch der stärkste je aufgetretene El Niño ereignete sich in den Jahren von 1876 bis 1878. Er löste ausgedehnte Dürren und Hungersnöte aus in Asien, Afrika und Süd-Amerika. Die Zahl der Todesopfer bei diesem “El Niño“ wird weltweit auf 50 Millionen geschätzt, was etwa drei Prozent der damaligen Welt-Bevölkerung ausmachte. [7] Wissenschaftler weisen darauf hin, dass solch ein extremer “El Niño” natürlich auch in Zukunft wieder auftreten kann. Bei einem “La Niña” kehren sich die Klima-Einwirkungen in etwa um. [6]
4. Wirbelstürme und Zyklone
Die fatalen Auswirkungen der nun vielleicht aufgrund der Erd-Erwärmung vermehrt auftretenden Wirbelstürme und Zyklone sind aus Fernseh-Bildern bekannt. Hohe Opfer-Zahlen ergeben sich dann, wenn durch Wirbelstürme erzeugte, bis über 13 Meter hohe Wasser-Wellen auf flache Küstengebiete auflaufen. Das geschieht in der Bucht von Bengalen des öfteren. So finden sich unter den zehn bisher opferreichsten Flut-Katastrophen der Welt acht in der Bucht von Bengalen. Die ersten fünf seien hier aufgelistet: [8]
(1) Bhola Zyklon, Bangladesh 1970 mit 300-550.000 Toten; – (2) Hooghly River Zyklon, India und Bangladesh, 1737 mit 350.000 Toten; – (3) Coringa Zyklon, India, 1839 mit 300.000 Toten; – (4) Backerganj Zyklon, Bangladesh, 1584 mit 200.000 Toten; – Backerganj Zyklon, Bangladesch, 1876 mit 200.000 Toten.
Es steht zu erwarten, dass die Zahl und Intensität der Wirbelstürme und Zyklone in Zukunft zunimmt aufgrund der Erwärmung der Meere. Durch die nun viel dichtere Besiedlung der gefährdeten Gebiete ist jetzt auch eine wesentlich grössere Bevölkerung betroffen. Auf der anderen Seite geben die verfügbaren modernen Vorwarn-Systeme der Bevölkerung nun ausreichend Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Es bleibt damit zu hoffen, dass bei zukünftigen Sturmfluten die Opfer- Zahlen niedriger ausfallen. Die Sachschäden werden aber immer gewaltiger. Das kann die Wirtschaft eines Landes enorm beeinträchtigen. So wurden im Jahre 1991 bei einer Sturmflut in Bangladesch die Anlagen des Haupt-Hafens Chittagong schwer beschädigt. Dieser Hafen ist von grösster Wichtigkeit für die gesamte Wirtschaft des Landes. Die Reparaturen zogen sich über Jahre hin.
5. Umwelt-Katastrophen
Bei den von Menschen verursachten Mega-Katastrophen wird es in den Riesen- Städten Asiens immer mehr um die Trinkwasser-Versorgung und die Entsorgung der Abwässer, Toiletten und Latrinen gehen und um die Beseitigung der Abfälle mit Schadstoffen. Es geht dann um grosse Umwelt-Katastrophen.
Die Probleme werden hier wieder am Beispiel der Stadt Dhaka in Bangladesch beschrieben. In anderen Mega-Städten Asiens sind sie aber ähnlich. In Dhaka ist die Trinkwasser-Versorgung zu etwa 80% auf Grundwasser angewiesen. WASA, die Wasser-Behörde von Dhaka, pumpt für die 17 Millionen Bewohner täglich ca 2,5 Mio Kubikmeter Grundwasser ab. Das sind etwa 140 Liter pro Person, aber das Verteiler-Netz ist brüchig. Es geht viel Wasser verloren und beim End- Verbraucher kommt viel weniger an, oft mit Krankheits-Keimen kontaminiert. WASA-Wasser ist unabgekocht nicht trinkbar und die Versorgung in den Elends-Vierteln oft katastrophal. Neben der Wasser-Behörde pumpen etwa 5000 Textil- und Leder- Fabriken täglich weitere 4 Mio Kubikmeter Grundwasser ab, das 1,6 fache der städtischen WASA. Die Fabriken erwirtschaften mit 28 Milliarden US $ (2017) ungefähr 80 % der Exporterlöse des Landes, aber zu enormen Umwelt-Kosten. Für das Waschen und Färben von Textilien werden pro Kilogramm 300 Liter Wasser benötigt, was dann verschmutzt abgeleitet wird. Etwa 4,5 Millionen Frauen und Mädchen arbeiten hier als Näherinnen und in zugeordneten Berufen in der Kleider- Fertigung für westliche Auftraggeber. Zusammen mit der Förderung aus illegalen privaten Brunnen werden so in Dhaka insgesamt über sieben Millionen Kubikmeter Grundwasser pro Tag abgepumpt. Als Folge sinkt der Grundwasser- Spiegel jedes Jahr um 2-3 Meter. Er liegt nun bereits etwa 70 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Grundwasser-Vorräte füllen sich im Monsun (Juni-September) bei weitem nicht wieder auf, selbst wenn 40 % des Landes unter Wasser stehen.
Durch den Raubbau am Grundwasser könnten nach Experten-Meinung Teile der Stadt Dhaka bald unbewohnbar werden. [9] Irgendwann wird dort Salzwasser in das Grundwasser eindringen oder giftiges Arsen. Was kann und wird die Welt- Gemeinschaft dann tun, wenn in dieser Mega-Stadt Millionen Menschen kein geniessbares Trinkwasser mehr haben? Im Jahr 2030 wird die Stadt beim jetzigen Wachstum 27 Millionen Einwohner haben, der Wasser-Bedarf liegt dann bei 10-11 Millionen Kubikmetern pro Tag. Der Grundwasser-Spiegel sinkt also immer schneller ab. Was das giftige Arsen betrifft, schätzten UN Experten bereits im Jahr 2012, dass durch den hohen Arsen-Gehalt im Trinkwasser in Bangladesch jährlich 43.000 Menschen sterben. In vielen Dörfern wird das Trink- und Bewässerungs- Wasser durch “shallow tubewells“ aus weniger tiefen Erd-Schichten gewonnen, in denen der Arsen-Gehalt besonders hoch ist. Wasser aus diesen Erd-Schichten könnte auch die Trinkwasser-Gewinnung in Dhaka schon sehr bald gefährden.
Zu dem Problem der Gewinnung von Trink- und Industriewasser kommt in Dhaka das schier unlösbare Problem der Entsorgung der Abwässer, die mit Gift- und Schadstoffen belastet aus den Textil- und Leder-Fabriken abfliessen, oder aber aus den Latrinen der Slums. Sie fliessen weitgehend ungeklärt in die umliegenden Flüsse. Etwa vier Millionen Menschen leben in Dhaka in den Elendsvierteln ohne saubere Entwässerung. Nach einer WHO-finanzierten Studie ist das Wasser der sechs Hauptflüsse Dhakas eigentlich nicht einmal mehr für die Industrie brauchbar, bei einem Sauerstoffgehalt von nahezu null Prozent. Die Flüsse verkommen in der Trockenzeit zu Kloaken und niemand weiss, wo sich die Schadstoffe etwa aus der Leder-Industrie flussabwärts anlagern. [9] Dabei kreuzen viele Tausend Menschen täglich mit Fähren oder kleinen Booten über diese Kloaken.
Eine Folge des rapide fallenden Grundwasser-Spiegels in Bangladesch und Dhaka sind auch die zunehmenden Boden-Senkungen. Einige Gebiete in Dhaka sinken um über einen Zentimeter, Gebiete im Grossraum der Stadt generell um 1-2 mm pro Jahr. In anderen Regionen sind es 2-4 cm, wobei dort tektonische Vorgänge (Unterschieben der indischen Erdplatte) mit hineinspielen. [10] Die Absenkungen sind besonders hoch in Nord-Bangladesch, wo in der Trockenzeit Milliarden Kubikmeter Grundwasser abgepumpt werden für die Bewässerung der Felder. Dort werden dadurch die natürlichen Verlagerungen von Flussbetten (Erosionen) besonders verstärkt. Das führt in jedem Jahr zum Verlust vieler kleiner Dörfer, wobei in Bangladesch jährlich ca 120 Tausend Bewohner heimatlos werden. [15]
Es ergibt sich die drängende Frage: Welche Auswirkungen wird es haben, wenn die Textilindustrie in Bangladesch, die 80% der Exporte des Landes erwirtschaftet, all die Jeans und T-Shirts für den Weltmarkt nicht mehr sauber waschen kann? Die Auftraggeber in den USA und Europa (Deutschland ist zweitwichtigster Kunde) werden ihre Aufträge sofort stornieren und in andere Billiglohn-Länder verlagern, wenn nur geringste Mengen an Schadstoffen aus dem Wasser in der Kleidung entdeckt werden. Die Käufer der Billig-Importe werden sich kaum Gedanken machen um das Schicksal der 20 Millionen Menschen, deren Existenz von dieser Auftrags-Arbeit abhängt. Es wird sie auch wenig interessieren, dass Bangladesch dann 20 Milliarden US$ Export-Erlöse fehlen für die Bezahlung wichtiger Importe, wie Nahrungsmittel und Erdöl. Hunger-Revolten sind dann wohl unausweichlich. Was kann die Welt-Gemeinschaft desweiteren tun, wenn aufgrund der Boden- Senkungen Dutzende Hochhäuser Risse bekommen und baufällig werden oder das sehr brüchige Wasser-Leitungsnetz dann zusammenbricht? Auch die Abwasser- Leitungen und das Strom-Verteilernetz werden bei stärkeren Absenkungen wohl enormen Schaden nehmen. All das bedroht Millionen Menschen existenziell.
6. Ausblick
Die sich abzeichnenden Mega-Katastrophen werden nicht das Ende der Welt einleiten, wenngleich es an Prophezeiungen für das Ende unserer Zivilisation nicht fehlt. Aber, es werden sich grundlegende Änderungen im Zusammenleben der Welt-Gemeinschaft ergeben. Grössere Katastrophen habem, wie auch vorstehend beschrieben, die menschliche Entwicklung schon öfter entscheidend beeinflusst.
Da ergibt sich die Frage, was mit den Millionen Menschen geschieht, die bei einer Mega-Katastrophe aus den betroffenen Gebieten fliehen. Was geschieht mit den aus ihren Dörfern abgewanderten 4,5 Millionen Näherinnen in Dhaka, wenn sie nach einem Erdbeben dort plötzlich kein Einkommen mehr finden? Oder, wenn die Aufträge plötzlich wegfallen, weil in gefertigten Kleidern Schadstoffe aus dem Grundwasser nachgewiesen wurden? Auch eine Welt-Wirtschaftskrise wird grosse Flüchtlings-Ströme auslösen. Erste Opfer sind immer die Wander-Arbeiter. Allein in China arbeiten 280 Millionen Wander-Arbeiter (2017) in den Mega-Städten zu Billig-Löhnen für Export-Produkte, als Dienstleister oder in der Bau-Wirtschaft. Aus den Flüchtlings-Strömen weltweit werden viele Menschen versuchen, sich in die USA oder nach Europa abzusetzen. Können wir uns dann abschotten? Wir kennen das Bild aus südlichen Ländern: Die Reichen leben in ihren Villen hinter hohen, mit Glassplittern bestückten Mauern. Am stählernen Tor sitzt ein Wächter mit Gewehr. Wollen wir, im übertragenen Sinn, in Europa eines Tages auch so leben und was werden die Humanisten und unsere Religions-Führer dazu sagen?
Diese Frage zwingt zur Beschäftigung mit dem Problem der Wachstumswende (degrowth). Alle Politiker und Wirtschafts-Fachleute streben ein hohes Wachstum an und verkünden stolz die erreichten Wachstums-Raten. Keine politische Partei hat ein zukunftsfähiges Szenarium mit Null-Wachstum im Programm. Dabei wissen wir alle, dass die Ressourcen der Erde schnell schwinden und unendliches Wachstum schlichtweg nicht möglich ist. Bodenschätze, Trinkwasser-Vorräte, Regenwälder, die Fisch-Bestände in den Ozeanen und saubere Atemluft in den Städten gehen wohl viel schneller zu Ende als wir wahrhaben wollen. Christian v. Ditfurth warnt in seinem Buch: “Wachstumswahn: wie wir uns selbst vernichten” vor dem “gefährlichsten Sprengsatz der Erdgeschichte”. Eine Mega-Katastrophe wird auch zu einem Nachdenken zwingen über die Frage: Wann und wie wird das bedrohliche Bevölkerungs-Wachstum auf der Erde zu Ende gehen? Wahrscheinlich durch Wasser- und Nahrungsmangel (Dürren, Hungersnöte), oder vielleicht auch durch Kriege, Seuchen oder Schädlingsplagen und Schadstoffe in der Atemluft. Die Spanische Grippe von 1918 bis 1920 forderte weltweit bis zu 50 Millionen Tote, über zwei Prozent der damaligen Weltbevölkerung. Auf heutige Verhältnisse übertragen, mag eine solche Pandemie nun dreimal soviele Tote fordern und das Bevölkerungs-Wachstum (derzeit 1,1 %) damit beenden. In den rapide wachsenden Elends-Vierteln der Mega-Städte und in den vielen völlig überbelegten Flüchtlings- Lagern wird sich eine neue Pandemie sehr schnell ausbreiten. Was sind dann die Folgen? All diese Themen werden in unserer Gesellschaft bisher völlig verdrängt. Wir alle machen “weiter wie bisher” oder in englischer Sprache: business as usual.
Zu diesem Thema gehören auch die überwiegend von wirtschaftlichen Interessen gesteuerten internationalen Klima-Konferenzen: Tausende Experten streiten über Abkommen zur Begrenzung des CO2-Ausstosses. Natürlich ist der CO2-Ausstoss viel zu hoch. Aber, die eigentliche Ursache ist unser unsinnig hohe Konsum. Das blenden die Fachleute kurzerhand aus. Wir verbrauchen 250 kg Papier pro Kopf und Jahr, werfen 120 kg Nahrungsmittel in den Abfall und produzieren jährlich 500 kg Müll pro Kopf. Wieviel sinnlos vergeudete Energie, erzeugtes CO2 und vergeudetes Wasser verbirgt sich in diesen Zahlen? Die Klima-Experten führen uns auch immer wieder die Bedrohungen durch den Anstieg der Meeres-Spiegel vor Augen. Dabei sagen sie nicht, dass die asiatischen Küsten- Megastädte Jakarta, Bangkok, Ho Chi Minh City und einige weitere durch die Grundwasser-Entnahme um ein mehrfaches schneller absinken als der Meeresspiegel ansteigt. [11] Die sich ergebenden hohen Überschwemmungen werden uns in dramatischen Fernseh- Bildern als Folge des Klima-Wandels präsentiert. Vielleicht führt die erste Mega- Katastrophe auch hier zu einem kritischen Nachdenken?
Nach der ersten Mega-Katastrophe werden sich unvermeidlich auch Änderungen in der derzeitigen Globalisierung ergeben. Da geht es insbesondere um die Beziehung zwischen Industrie- und Entwicklungs-Ländern. Dutzende Hilfs-Organisationen, Firmen und Institutionen bemühen sich etwa um Verbesserungen im enormen Wasserverbrauch und der Abwasser-Klärung der Textil-Industrie in Bangladesch. Dabei wird ausgeblendet, dass unsere Billig-Importe die Haupt-Verursacher der Probleme sind. Wir nutzen die Billiglöhne, Bodenschätze und Tropen-Wälder südlicher Länder, um immer mehr unnötige Dinge zu konsumieren. So kaufen wir heute etwa doppelt soviele Kleidungsstücke wir vor 30 Jahren. In Deutschland wandern dabei jährlich eine Million Tonnen Textilien in die Altkleider-Container. Etwa hundert Tausend Tonnen davon gehen am Ende in die Verbrennung oder auf die Müllhalde. [12] – Desweiteren wissen wir alle, dass die Fehl-Entwicklungen in der Globalisierung eine furchterregende Ungleichheit produziert haben. Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt nun genau soviel, wie die restlichen 99% zusammen. Dabei haben 2397 Milliardäre (2016) ein Vermögen von 7,4 Billionen US$ zusammengerafft und 8 Milliardäre besitzen soviel wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit. [13] Kann das wirklich so weitergehen? Die Billionen der Milliardäre wurden zusammengerafft auf Kosten der Umwelt und auf Kosten von Millionen Billig-Lohn-Arbeitern, die vielfach unter sklavenhaften Bedingungen schuften und unter menschen-unwürdigen Bedingungen leben. [14] Mit der ersten Mega-Katastrophe wird es auch hier einen Umbruch geben. Wann erwarten wir diesen Umbruch?